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Printed from https://www.writing.com/main/view_item/item_id/1812099-Thomas-1---Attention-text-is-in-German
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Rated: 13+ · Short Story · Action/Adventure · #1812099
The text is in German but you can give feedback in English if you prefer.
- 1 -

Seine Hände glitten über die spiegelglatte Oberfläche seines kunstvoll verzierten Mahagoni Schreibtisches. Hier liefen einst die Schaltwege der Inneren und Geheimen Sicherheit des ganzen Reiches zusammen. Viele wichtige Papiere zierten normalerweise in großen Stapeln die große Ablagefläche. Heute war dies anders, nur ein dreißig seitiges Dokument lag darauf. Es war sorgfältig getippt und gebunden. Er griff danach und überprüfte dessen Inhalt nochmals genauestens. Hier war sie, die komplette Auflistung aller wunderbaren technologischen Errungenschaften des tausendjährigen Reiches. Errungenschaften, die von dem überlegenen Geiste arischen Wissenschaftlern hervorgebracht wurden. Diese Untermenschen, die nun ihre dreckigen, verkrümmten Finger nach dem geliebten Vaterland ausstreckten, konnten nicht einmal wagen von solch einem Schatz zu träumen. Es war seine Absicht mit diesem Dokument den Abschaum des Internationalen Bolschewiken und Judentums in seine Schranken zu weisen. Sie sollten sich ehrfürchtig vor dem Reich, der arischen Rasse und ihrem göttlichen Führer verneigen. Das Dokument war gut, es war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte!
         
Er schloss seine Augen und legte das Dokument beiseite. Seine rechte Hand öffnete die Schublade in der Mitte seines Schreibtisches. Seine linke Hand erfühlte den kalten, tödlichen Gegenstand. Beide Hände griffen zu und er legte die Waffe vor sich auf die Ablagefläche. Seinen Arbeitsplatz liebte er sehr. Er liebte die Aussicht durchs Fenster. Sein Blick schweifte über die Berliner Dächer und blieb an der hässlichen, schwarz-grauen Rauchwolke, die drückend und schwer östlich über der Stadt aufstieg, hängen. Schüsse waren zu hören, sie waren schon ganz nah! Er hatte dem Führer mit vollstem Einsatz gedient und hatte sich nichts vorzuwerfen. Es waren Andere, die versagt hatten, nicht seine geliebte Waffen-SS und schon gar nicht die Polizei. Beide Institutionen waren beispielhaft bis zuletzt von ihm geführt worden. Nein, sein Fehler war dieses kollektive Versagen nicht! Ein letzter Seufzer entwich ihm.
         
Obergruppenführer Dr. Ernst Kaltenbacher griff nach der Waffe, hielt sie gegen seine rechte Schläfe und drückte ab! Pflichtbewusst bis zuletzt befolgte er den Befehl seines Führers, nicht lebend in Gefangenschaft zu kommen.


- 2 -

Thomas Stark saß vor der halb-verglasten Türe auf einer unbequemen Holzbank. Er kam sich vor wie damals in der 6. Klasse, als er beim Oberstudiendirektor vorsprechen musste, nachdem er das Glasfenster der Schulküche nach einem schlecht gezielten Schuss mit seinem Fußball zertrümmerte. Heute war es aber doch anders, vielleicht kriegte er ja endlich etwas zu tun. Seit dem Kriegsende vor 8 Monaten gab es für die meisten Kriegsrückkehrer keine Arbeit, kein Einkommen, gar nichts! Er war hungrig und schlecht angezogen. Er ließ seine Schwester und ihre vier Kinder draußen auf der Straße warten, der Ami unten beim Haupteingang wollte sie nicht Alle hereinlassen. Da saß er nun und wartete. Eigentümlich war es ja schon, dass sie ihn hierher zum Ami Hauptquartier bestellten. Sicherlich hatte es etwas mit seiner ruhmreichen Vergangenheit zu tun, aber geheuer war es ihm bei dieser Sache nicht.
         
Die Tür ging auf, eine attraktive Blondine sagte in gepflegtem Deutsch: „Sie sind nun an der Reihe, Herr Stark!“

Für seinen Geschmack betonte die Dame das Wort „Herr“ ein-wenig zu stark, er wollte aber höflich sein und antwortete ebenso gepflegt: „Dankeschön, Gnädiges Fräulein, wo muss ich hin?“

„Folgen sie mir!“, antwortete sie.

Ähnlich wie ein Dackel seinem Besitzer hinterher trippelt, folgte Thomas Stark der attraktiven Blondine.

„Thomas Stark, bitte setzen sie sich!“, sagte der freundliche Ami vor ihm und wies auf  einen bequem aussehenden, grünen Ledersessel. Thomas Stark ließ sich ein wenig zu schnell in den Sessel fallen. Grinsend fragte der Ami in akzeptablem Deutsch: „Es scheint ein Weilchen her zu sein seitdem sie sich auf so einem luxuriöses Möbelstück ausruhen durften, hab ich recht?“

„Besitz luxuriöser Möbelstücke, ein Privileg des Siegers!“, entgegnete Thomas Stark kalt.

„Kein Grund unfreundlich zu werden Herr Stark! Mein Name ist Emmerson, Jack Emmerson, Major der US Army und ob Sie es glauben oder nicht, ich bin Ihr Freund!“, reagierte der freundliche Ami und hielt Thomas Stark seine offen ausgestreckte, rechte Hand hin.

Thomas Stark ergriff das Angebot und erwiderte: „Stark, Thomas Stark, ehemaliger Leutnant der Deutschen Luftwaffe, aber dies wissen Sie ja sicher schon!“
         
Major Emmerson blätterte durch das Register, dass er in den Händen hielt und murmelte laut vor sich hin: „Leutnant der Deutschen Luftwaffe, Mitglied des ruhmreichen Kampfgeschwaders 55, empfohlen von ihrem Oberst Wilhelm Krupp als außerordentlich leistungsfähigen, „sauberen“ Soldaten. Die Klassifizierung „sauber“ heißt übrigens  keine ideologische Verschmutzung!“ Der Major blickte Thomas Stark direkt an und wartete auf eine Antwort.

Thomas Stark entgegnete: „Interessant, mein Leben so vereinfacht dargestellt zu sehen!“

„Was halten Sie von den Nazis?“. Major Emmerson drehte sich zum Fenster und blickte hinaus.

Angespannt antwortete Thomas Stark: „Das ist und war ein Haufen kleiner Menschen, die ihre Angst und Verachtung vor dem Leben hinter bürokratischem Wahnsinn und abscheulichen Gräueltaten versteckten! Hoffentlich bleiben sie unten im Dreck, wo sie hingehören!“.

„Warum haben sie beim Krieg mitgemacht?“, setzte der Major fort.

„Deutschland war im Krieg und ich bin Deutscher.“, antwortete Thomas Stark. „Ist dies ein Verhör?“

„Nein, sehen Sie dieses Gespräch als einen Weg uns gegenseitig kennen zu lernen an!“, beschwichtigte ihn der Major

Thomas Stark atmete hörbar auf und fragte: „Warum bin ich hier?“
         
Zwei Stunden später trat Thomas Stark aus dem Hauptquartier heraus. Seine Schwester und ihre vier Kinder saßen gegenüber unter einer Linde. Thomas Stark lief zu ihnen. „Und? Alles gut?“, fragte seine Schwester mit einem Hauch von Hoffnung auf den Lippen.

„Ja, ich muss Morgen weg!“, entgegnete Thomas Stark.

... to be continued
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