"Oh Gott, das tut jetzt wirklich leid! Sorry!" sagte Susan schuldbewusst und half der Frau auf. Die nahm die Hilfe dankend an. "Ist ja nichts passiert, du solltest bloß ein bisschen aufpassen wo die hinläufst Mädchen!" entgegnete die Andere.
"Naja, nichts passiert...ihr halber Einkauf liegt auf der Straße oder ist zerbrochen. Tut mir wirklich leid. Und sie sind sich sicher, dass ihnen nichts passiert ist?" fragte Susan noch einmal vorsichtig.
"Keine Sorge, an mir ist noch alles dran. Passiert mir nicht zum ersten mal das ich mit jemanden zusammenstoße und mir alles aus der Hand fällt." Susan half der Frau die nicht zerbrochenen Flaschen und restlichen Einkäufe von der Straße zu klauben.
Also das ganze Zeug sieht nicht gerade so aus wie ein Haushalts einkauf, dachte sich das Mädchen als sie eine seltsam aussehenden Pflanze aufhob. Die Frau schien zu wissen was Susan dachte und sagte freundlich "Ich bin Botanikerin, weist du? Darum sehen die Pflanzen manchmal etwas seltsam aus. Sind sehr seltene Arten."
"Aha"
Sie betrachtete die Frau etwas genauer. Die hatte blonde, gelockte Haare, war halbwegs modisch gekleidet und hatte grünliche Augen, die irgendwie einen goldenen Schimmer hatten. Doch ihr Blick war der der das Mädchen verwirrte. Freundlich, vertrauenswürdig blickten sie... und dann auch wieder nicht. Eine Bewegung lenkte Susans Blick auf die Handtasche der Frau. Es schien als würde diese gerade eine leuchtend rote Feder in die Tasche gleiten lassen...
"Ist irgendetwas?" fragte die Frau in besorgtem Ton.
"Nein, Nein...Nichts."
"Hm... Na gut, dann gehe ich mal wieder. Und pass beim nächsten besser auf, ob nicht jemand schwer bepackt von der Seite kommt."
Schelmisch lächeln zwinkerte ihr die Frau seltsam zu und ging ohne jede Eile davon. Verwirrt kratzte Susan sich am Kopf, doch schließlich zuckte sie gleichgültig mit den Achseln. Eine seltsame Frau, aber nun ja, von denen soll es ja einige geben... Sie drehte sich nach ihrer Bäckertüte, die sie am Boden abgestellt hatte, als ihr plötzlich etwas ins Auge fiel. Eine kleine, braune Schachtel aus Karton lag eine Armlänge entfernt von ihrer Tüte. Sie schien auf dem Kopf zu stehen, sicherlich auch eines von den vielen Dingen die der Frau gehörten.
"Ma'am!", sagte Susan laut und drehte sich nach der Frau um, doch die war niergendwo zu sehen. Nachdenklich hob sie die kleine Schachtel und ihre Bäckertüte auf. Der kleine, rechteckige Karton fühlte sich leicht an und raschelte ein wenig als Susan ihn probehalber vorsichtig schüttelte. Noch einmal sah die Jugendliche sich um, ob nicht irgendwo doch die Fremde stand, doch das war nicht Fall. Ihre Neugier begann in ihrem Kopf zu nagen, flüsterte ihr ein die Schachtel mitzunehmen und nachzusehen, was wohl darin war. Wenn es irgendwie wertvoll war, könnte sie es ja zur Polizei bringen, und wenn nicht...
Naja, wer findet's. dem gehört's, nicht?
Die Frau wird es schon nicht vermissen, dachte Susan, packte ihr Farrad, die Bäckertüte samt Schachtel und...