"Der Handel gilt" rief Kai, der kein Wort von dem ganzen Gerede ernst nahm. Die Marokkanerin ging mit ihm in eine Nebenzimmer, in dem ein bunt bemalter Felsbrocken lag, der von brennenden Kerzen umringt war. Kai erkannte diesen sofort als den Altar und um die Sache endlich zum Ende zu bringen, streckte er seine Hand aus und berührte den Stein. Im nächsten Moment durchzuckte es ihn wie ein Blitz und ihm wurde schwarz vor Augen. Als er wieder zu sich kam, konnte er seinen Sinnen kaum trauen. Um ihn herum erschien alles riesig groß: der Altar, die Kerzen und auch die Ladenbesitzerin, die sich nun über ihn beugte. "Du siehst so überrascht aus" höhnte sie, "so als ob Du nicht glauben kannst, daß meine Geschichte tatsächlich wahr ist. Zu Deinem Pech ist sie wahr und Dein Leben, so wie Du es gekannt hast, ist nun vorbei. Deine Bestimmung liegt von nun an darin, mich zu schmücken." Dabei holte sie ein kleines silbernes Kettchen hervor und legte die Halterungen an dessen Enden um Kais Arme. Für ihn war es eine schwere Gefängniskette und die Halterungen kamen ihm vor wie Handschellen als sie sich um seine Handgelenke schlossen. Die Frau nahm die Kette auf und legte sie um Ihren Hals, am dem er nun wie ein Schmuckstück hing. Sein eigenes Gewicht zog ihn nach unten, so daß seine Fesseln ihm fast die Hände abschnürten, aber seine Trägerin schien sein Gewicht kaum zu spüren. Stolz ging sie wieder in den Verkaufsraum zurück, wo Anja bereits ungeduldig wartete und gespannt war, was passieren würde.
"Wahnsinn, das gibt’s ja gar nicht" rief sie auf, als sie Kai an der Brust der Verkäuferin sah, "Ich dachte, das sei alles nur ein Witz."
"Das dachte Dein Freund hier auch. Aber jetzt ist ihm gar nicht mehr zum Lachen zumute, fürchte ich. Ich hoffe, Dir steht Dein neuer Schmuck genauso gut, wie mir der meine."
"Ich weiß nicht, ob wir den Handel wirklich durchziehen sollten." meinte Anja zögernd. "Irgendwie hab ich ja schon ein schlechte Gewissen, Kai an Sie einfach so zu verkaufen. Wenn es auch irgendwie eine geile Vorstellung ist, über ihn jetzt so verfügen zu können."
"Denk daran: es war seine eigene freie Entscheidung, sich für Dich zu opfern."
Anja sah wie er nach Luft rang und ständig versuchte, sich an der Kette nach oben zu ziehen um nicht zwischen den Brüste seiner Trägerin eingeklemmt zu werden. Obwohl er ihr leid tat, konnte sie bei diesem lächerlichen Anblick kaum ein Schmunzeln unterdrücken. Zudem dachte sie natürlich auch an den Diamanten, den sie für ihren Freund - oder Exfreund? - bekommen würde. "Stimmt eigentlich. Was meinst Du Kai: soll ich Dich verkaufen oder nicht?"
Kai schrie etwas, aber es war bei seiner Größe zu leise für die Ohren von Anja.