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Rated: · Short Story · Career · #1422944
how a letter of motivation to an NGO can turn into a philosophical writing... in German
Sehr geehrter Herr XXX,



Seit 2001 bin ich in Deutschland, oder besser gesagt im Westen. Ich war Au Pair und dann wurde ich Studentin. Von Anfang an war ich an das Arbeiten gewöhnt, schließlich muss ich mein Studium selber finanzieren.

Ich bin mit den Kindern zu ihrer eigenen Schwester geworden. Beim Pizzabacken fühlte ich mich wie Italienerin. Im Statistischen Landesamt BW habe ich gesehen, wie es sich anfühlt, ein deutscher Beamter zu sein. Im Saarland habe ich mit den Einheimischen Produktregale kontrolliert und wusste, warum die Saarländer so heimatgebunden sind.

Im DFKI bin ich dann in die Welt der Wissenschaftler eingetaucht, und ich habe erlebt, wie die Großen der Welt sich für unsere Ergebnisse interessieren. Am Institut, am englischen Lehrstuhl, habe ich von innen die universitäre wissenschaftliche Welt gesehen und verstanden.

In Leipzig ging es genauso weiter. Dubnow Institut, Max Planck Institut. Zwischendurch dolmetschte ich für große und kleine Firmen aus Russland und Ukraine...

Ich habe libanesische Flüchtlinge im Sachsen getroffen, mit den traumatisierten Au Pair Mädchen gesprochen, afghanische und türkische Auswanderer kennen gelernt, verschlossene Russlandsdeutsche erlebt, und auch habe ich eine Kollegin aus Sri-Lanka in ihrem Ein-Mann-Hilfe-Einsatz gesehen und bewundert.

Mit anderen Worten, in diesen sechs Jahren, habe ich vieles erlebt, gesehen und verstanden.

Der Westen, den ich oben betont habe, bietet einem Menschen alles, was man begehrt. Ich würde aber die zwei wichtigsten Seiten gern erläutern.

Zum einen, hat man die schönen, sauberen Straßen, regelmäßige und fast immer pünktliche Züge, alles Mögliche im Supermarkt, extrem starke Internetverbindung, zahllose Konzerte und Veranstaltungen - die Liste ist unendlich. Keiner würde es bestreiten, dass es unwichtig ist.

Allerdings, gibt es hier etwas, was darüber hinausgeht. Die Lebenseinstellung. Nach ein paar Monaten bin ich nicht mehr interessiert gewesen, was im Kaarstadt herumliegt. Ich habe gesehen, dass meine Freunde und Bekannte sich über andere Dinge Gedanken machen. Warum?

Wenn man ständig daran denken muss, wie man morgen das Geld bekommt, um zu essen und leben, bleibt es ihm nicht mehr viel Zeit, über höhere Dinge nachzudenken. Diesen Schritt hat Deutschland erst in vielen Jahrzehnten gemacht. Jetzt ist es in den Köpfen der ganzen Nation.

Die Westeuropäer, gesättigt vom ganzen Konsum, sind an die fünfte Stufe der Maslowschen Bedürfnispyramide angelangt, nämlich - Selbstverwirklichung. Man schreibt, man gestaltet, man gründet, man organisiert, man demonstriert, man kämpft, man hilft.

Ich fühle mich hier, in dieser geistigen Umgebung, sehr wohl. Nachdem ich meine Erfahrungen in den unterschiedlichsten Welten gesammelt habe und meine Ambitionen zum Teil befriedigt habe, möchte ich gern, soviel es möglich ist, zu etwas beitragen, was den Menschen hilft, die etwas, was ich habe oder hatte, nicht haben. Am Ende geht es um die Menschen, sogar wenn wir nur eine Robbenart zu retten versuchen.

Die globalisierte Welt hat die Wege geöffnet und alles wurde kürzer, schneller, aber gleichzeitig komplizierter, wegen so vielen, jetzt noch offensichtlicheren Unterschieden. Allerdings sehe ich es als eine natürliche und unwiederbringliche Entwicklung, wovon wir profitieren sollen. Die Johanniter gehören zur Globalisierung. Und sie haben das Vertrauen der vielen. Die einzige Befürchtung bei mir ist, dass Johanniter, als Organisation, sich sehr schwer auf dem Wege halten kann, und nicht in die Bürokratie und damit „Energieverlust" stürzen kann. Um das zu wissen, muss ich selber erleben wie Johanniter International „funktioniert".

Mit freundlichen Grüßen

Lauburukata
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