ID #113014 |
Die Marquise von O Das Erdbeben in Chili (Rated: )
Product Type: BookReviewer: Nesslilly Review Rated: |
Amazon's Price: $ 8.00
|
Summary of this Book... | ||
1. Die Marquise von O. Die italienische Gräfin ist verwitwet, nun schwanger, nur weiß sie nicht, von wem. Die Zeit ist gegeben, sie aus dem Hause zu werfen, ihr Vater verhält sich entsprechend der Zeit gegebener Sitte. Ein Graf F., Retter der Marquise vor russischen Vergewaltigern, macht ihr einen Heiratsantrag, den sie zunächst verstört nur ablehnen kann. Grund dafür gibt der Graf später preis: er ist der Vater des erwarteten Kindes. Seine Hilfe für ihre Rettung vor den russischen Vergewaltigern wurde umgemünzt in reinen Eigennutz in derselben Sache. Im Schlafe (Freudsche Verdrängung ihrerseits) vergewaltigte er sie. Die Marquise durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, die zwischen Zögern und Zustimmung oszillieren. Doch am Ende obsiegt das Herz bei der Taufe des gemeinsamen Sohnes. Neben der äußeren Handlung besticht Kleist dadurch, wie er das Ich (in Anlehnung an Fichte?) wachsen lässt. Von vollständigem Unschuldsbewusstsein geprägt gelingt der Marquise eine Metamorphose, in dem sie sich ihrer Konvention enthäutet und die Öffentlichkeit in Kenntnis und in Auftrag setzt, den Vater ihres Kindes zu suchen. Mit erfrischendem Selbstbewusstsein ausstaffiert gewinnt sie zunehmend die Achtung einer sonst eingefahrenen Gesellschaft, die womöglich ob des nicht zu verkennenden ironischen Untertones eine Illusion sein mag. 2. Das Erdbeben von Chili Vielleicht das Stück, um Kleist kennenzulernen. das Stück ist kurz, dramatisch mit souveräner Gestaltung. Es erinnert an 1755, das große Beben in Lissabon und die 30000 Toten waren Grund genug, die Frage zu stellen, ob es einen allmächtigen Gott gibt. Mit der Philosophie eines Epikurs, eines Leibniz und mit dem Deisten Voltaire im Nacken, konnte Kleist seine geistige durchdringende Erzählung plazieren und die Gottesfrage in diesem Sinne aufrollen. Damit avancierte Kleist zum Religionskritiker, der in dieser Erzählung Josephe und Jeronimo vom aufgebrachten Mob während eines Gottesdienstes ermorden lässt. Kleist ist hier an der Wiege zwischen Aufklärung und Romantik ganz Aufklärer, der eher in der aufkeimenden Romantik eine neue Religion herankommen sah. Dieses Stück gibt gerade wegen dieser klaren Trennung zwischen aufgeklärter Vernunft und romantischen Gefühl eine neue Notwendigkeit zu lesen. Mit Safranski erfahren wir, dass die Romantik als deutsche Affäre noch nicht abgeschlossen ist und eine Renaissance erfährt (vgl Rezension kpoac zu Safranski: Romantik) Kleist sah sich dem analytischen Verstand verpflichtet, religiöse Illusionen zu offenbaren und die Ideen einer romantischen Veränderung kritisch zu durchleuchten. Nur unter dem Primat des Zeitporträts gewinnt man diese erstaunliche Einsicht in ein begeisterndes Werk. | ||
The author of this Book... | ||
Neben der äußeren Handlung besticht Kleist dadurch, wie er das Ich (in Anlehnung an Fichte?) wachsen lässt. Von vollständigem Unschuldsbewusstsein geprägt gelingt der Marquise eine Metamorphose, in dem sie sich ihrer Konvention enthäutet und die Öffentlichkeit in Kenntnis und in Auftrag setzt, den Vater ihres Kindes zu suchen. Mit erfrischendem Selbstbewusstsein ausstaffiert gewinnt sie zunehmend die Achtung einer sonst eingefahrenen Gesellschaft, die womöglich ob des nicht zu verkennenden ironischen Untertones eine Illusion sein mag. | ||
I recommend this Book because... | ||
In beiden Fällen ist Kleists Dramatik in eine wundervolle leidenschaftliche Intensität gepackt. Er erzwingt aus sich heraus die notwendige kritische Energie, die ihn formvollendet Sätze schreiben lässt, die ihres gleichen suchen. Kleist ringt mit seiner preußischen Herkunft, die Grenze zwischen Aufklärung und Romantik als deutschen Sonderweg führt ihn in eine wahrlich hoffnungslose Situation, die seinen Ehrgeiz zum Scheitern verurteilt und ihn selbst zur Aussage veranlasste, dass ihm auf Erden nicht zu helfen war. Heute kann er als sehr aktueller Autor gelesen werden, der in seiner Zeit unter den Staren Goethe und Schiller zu leiden hatte. Nietzsche schrieb in seinem Erstling, dass manche erst posthum geboren werden. Kleist mag zu diesen zählen. | ||
Interested in buying this? Support Writing.Com by making your purchase of Die Marquise Von O. / Das Erdbeben in Chili (German Edition) from Amazon.Com!
Created Jun 01, 2016 at 4:57pm •
Submit your own review...
|