Sara schaute sich erregt um. Es war klar, dass noch mindestens zwei kleine Kerlchen hier herumstreunern mussten.
Die Frage war nur wo sie sich in diesem Moment befanden. Sie hatte kaum Lust nocheinmal die Wohnung zu durchstöbern.
Allerdings, was blieb ihr sonst noch übrig? Sara entschied sich dafür wieder ins Wohnzimmer zu gehen, das war ihr Ausgangspunkt
gewesen und es war sehr wahrscheinlich, wenn die kleinen Menschlein schon den Standort wechselten um sich nicht finden zu
lassen, dass sie sich dort versteckten wo es begonnen hatte.
Dies war Saras Gedanke, jedoch wurde dieser auf der Stelle wieder irrelevant als sie eine offene Tür sah. Sie musste sie bei ihrer
Suche aufgerissen und vergessen haben sie wieder zu schliessen. Das Problem war, diese Tür war ihre Wohnungstür, folglich
bot sie den perfekten Fluchtweg. Wenn sie es recht bedachte, womöglich war der kleine den sie soeben zerquetscht hatte auf
dem Weg in genau diese Richtung gewesen und hatte nur Pech, dass Sara genau in diesem Moment auf der Bildfläche
erschienen war. In dem Moment hatte er wohl nur den Gedanken sich zu verstecken und wählte einfach einen unglücklichen
Platz dafür... Sie musste sehen ob die kleinen Kerle draussen rumrannten, vielleicht war es noch nicht zu spät! Sollten sie mit
jemandem Kontakt aufnehmen und erzählen was sie mit ansehen mussten... Sara konnte das unmöglich zulassen!
Sie rannte, die zermatschte Leiche die schon wieder an ihrem Fuß klebte und beim ersten Schritt ein ekliges Geräusch machte
ignorierend, zur Tür, rannte hinaus ins Freie und...
Fand sich wieder in einer Geisterstadt...
Es war das erste Wort das ihr in dem Schock einfiehl, was es da zu sehen gab war einfach zu überwältigend.
Besser gesagt, was es nicht zu sehen gab, nämlich fehlte es um sie herum einfach an Menschen. Die Straße war ausgestorben,
was nicht hieß, dass dort keine Autos waren, sie fuhren nur nicht mehr und ihre Fahrer waren verschwunden. Von Saras Haus unweit
entfernt war gerade ein Markt in vollem Gange gewesen, sie hatte heute noch überlegt dort einzukaufen, welcher von ihrer Position aus
sogar sichtbar hätte sein müssen.
Das war er. Nur keine Spur von Käufern noch von Verkäufern. Alles war leer. Hier war niemand. Hatte man die Stadt evakuiert? Hatte
man ausgerechnet sie vergessen? War etwa eine Atombombe auf dem Weg? Was zur Hölle war hier los??
Sara war vollkommen entgeistert. Die kleinen Personen die sie bis vor ein paar Sekunden noch so beschäftigt hatten waren
plötzlich aus ihrem Gedankengang verschwunden. Solange bis sie etwas unter ihrem Fuß knacken spürte und die Aufmerksamkeit
auf den Boden lenkte. Sie hob ihren schönen Fuß, welchen sie eben unachtsam abgesetzt hatte, und gab die Stelle frei die dieser
eben bedeckt hatte. Ohne Zweifel, dies war einer der Männchen die sie gerade noch in ihrer Wohnung gejagt hatte. Es erschütterte
sie keineswegs ohne es zu merken auf ihn getreten zu sein, schliesslich hatte sie gerade noch vor gehabt allesamt mit voller Absicht
auf diese Art zu töten.
"Tja, du hättest halt aufpassen sollen wo du dich hinstellst." sagte sie und grinste ein wenig in sich hinein. Zumindest hatte sie ihren
Humor nicht verloren. Das heisst, sie konnte sich nicht erinnern jemals einen makaberen Humor wie diesen gehabt zu haben,
allerdings war sie trotzdem froh, dass er da war. Doch was sollte sie jetzt tun? Vielleicht sollte sie jemanden anrufen? Nachsehen
ob wirklich alle verschwunden waren?
Doch das war unnötig, das stellte sie schnell fest. Sie sah urplötzlich was los war. Es war unverständlich, jedoch eindeutig.
In einem VW der nicht weit von ihr auf der Straße stand hatte sich soeben etwas bewegt. Eine kleine Gestalt war auf das
Amaturenbrett geklettert und suchte wohl gerade einen Ausgang aus dem verschlossenen Wagen. Eine Gestalt mit Kopf, Armen
und Beinen... Und nicht nur das, als Sara sich umsah bemerkte sie noch mehr davon. Ihr Blick war bis vor einer Sekunde ja noch
nach oben gerichtet, doch das zertreten der kleinen Gestalt eben zeigte ihr plötzlich, dass ab und an noch mehr kleine Menschen
herumrannten. Sich versteckend, panisch und definitiv verwirrt über das was passiert ist, aber da waren die Menschen die Sara
gerade noch gefehlt hatten. Sie waren alle noch da. Nur waren alle winzig...
Und wenn sie das richtig sah waren auch einige Hunde in Miniaturgestalt zu sehen. Es wurden wohl alle Wesen, zumindest im
nahen Umkreis geschrumpft. Warum und wie wusste Sara nicht, aber eins stand fest und es brachte unweigerlich und ohne dass
sie groß Einfluss darauf hatte ein Lächeln auf ihre Lippen: sie war nun das größte Lebewesen, dass es hier gab. Sie, als einzige
verschohnt konnte nun tun und lassen was sie wollte ohne dass sie jemand aufhalten könnte.
Und wenn dies auf der ganzen Welt passiert sein sollte...
Gehörte diese Welt nun ihr und ihr allein.